Meine schwerste Reise

Jetzt ist alles gepackt. Zwei große Koffer, ein kleiner Koffer, eine Sporttasche, eine Reisetasche, ein Seesack, ein Rucksack und – sobald ich diesen Bericht gepostet habe – mein Laptop samt Zubehör in seiner eigenen Tasche. Ich frage mich ernsthaft, wie ich das alles morgen früh in meinen kleinen, netten e-Corsa stopfen soll. Und ob das Ganze wirklich eine gute Idee war. Reha. Meine Hausärztin hatte diesen Sommer den Vorschlag gemacht. Ich hatte eigentlich mit einem Haufen Ablehnungen und Widersprüchen gerechnet, aber am Ende war es nur eine Menge Papierkram. Manche Fragen habe ich gefühlt dreimal beantwortet, und plötzlich war die Zusage da.

Die möglichen Reha-Ziele waren ziemlich verstreut. Am meisten sprach mich schließlich Bad Neuenahr-Ahrweiler an. Nach dem Hochwasser vor ein paar Jahren wurde die Klinik kernsaniert. Innen also quasi ein Neubau. Spezialgebiete: Adipositas, Diabetes, Innere Medizin, Magen-Darm und auch Krebserkrankungen. Tja, und da wäre ich: dick, von Natur aus etwas zu „süß“, Magen und Darm sind nicht gerade pflegeleicht, und Kreislauf? Na ja, mal so, mal so. Obwohl…

Nach einigen Umstellungen ist mein Blutdruck jetzt meistens im Normalbereich – das gab es lange nicht. Auch mein Langzeit-Zuckerwert hat sich nach ein paar Ausreißern, und ohne das Wundermittel Mounjaro, wieder im oberen Normalbereich eingependelt. Das Einzige, was stabil geblieben ist? Mein Gewicht. Dazu sind neue Schmerzen gekommen: Rücken, Hüfte und auch Kopfschmerzen. Eine allgemeine Mattigkeit hat sich breitgemacht. Dass ich vor zwei Wochen endlich mal wieder mein Zuhause auf Vordermann bringen konnte, grenzt fast an ein Wunder. Ein paar Ideen für längst angefangene Projekte sind sogar wieder aufgetaucht. Es geht also irgendwie bergauf. Wenn jetzt auch noch die Schmerzen in den Griff zu kriegen wären und ich wieder Sport machen könnte … Träumen darf man ja.

Ein Dank an meine neue Hausärztin – kleine Schritte in die richtige Richtung, das Gefühl habe ich zumindest seit ein paar Wochen und Monaten.

Nun also: Reha.

Am Mittwoch geht’s los. Morgen fahre ich erst mal bis nach Andernach. Reine Fahrzeit? Etwas über vier Stunden. Inklusive Ladepausen? Noch eine halbe Stunde extra. Keine Autobahn, nur Bundesstraße. Na gut, genau genommen ein Kilometer Autobahn, weil die Brücke bei Andernach einfach bequemer ist als die Fähre.

Mittwoch heißt es dann: Einchecken in der Klinik. Ich sehe da eine Chance. Eine Chance auf einen Neustart. Aber auch eine Menge Unsicherheit. Was, wenn die Untersuchungen noch Dinge ans Licht bringen, die ich lieber nicht wüsste? Was, wenn ich an Ärzte gerate, die mir als Therapie nur das Metzgermesser schmackhaft machen wollen? Und die größte Sorge: drei bis sechs Wochen weg und am Ende nur Zeit verloren – aber keine Kilos.

Die Klinik liegt direkt an der Ahr. Mein e-Corsa mitzunehmen, war wahrscheinlich eine meiner besseren Entscheidungen, denn die Ahrtalbahn fährt frühestens 2025/26 wieder regulär. Schienenersatzverkehr und für einfache Ziele wie Köln, Bonn oder Koblenz muss ich mehrfach umsteigen. So kann ich am Wochenende, wenn keine Anwendungen sind, zumindest mal in die Eifel entschwinden. Die Region kenne ich gar nicht. Abgesehen von einem Kurztrip nach Koblenz vor zwei Jahren war ich noch nie am Rhein oder in der Umgebung.

Entweder bin ich kurz vor Advent wieder zu Hause oder eine Woche vor Weihnachten. Falls Letzteres der Fall sein sollte, werde ich wohl auch über Weihnachten und Neujahr nicht zu Hause sein. Wie sich herausstellte, habe ich durch frühere Reisen noch ein stattliches Guthaben bei einem Reiseportal. Wenn ich dieses Jahr nicht mal schmücke, weil es sich zeitlich nicht lohnt, kann ich die Feiertage genauso gut anderswo verbringen. Mehr Zeit zum Nachdenken und Pläneschmieden.

Aber zuerst: Bad Neuenahr. Genauer gesagt: Bad Neuenahr, ich komme! Es wird meine schwerste Reise.

Beitragsbild: Norbert Beck / Beitragsbild-Layout: Norbert Beck

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Norbert Beck
Einst wollte er nur laufen. Dann kamen gesundheitliche Rückschläge und die Pflege eines Angehörigen, was zu einem jahrelangen Leben am gesundheitlichen Limit führte. Nun ist er wieder auf dem Weg zurück und sagt immer noch: „Ich bin schlank, man sieht doch nichts!“ Seine Ziele: gesünder leben, Kilos verlieren, Spaß haben und irgendwann wieder laufen.