Eine verrückte Trainingswoche geht zu Ende. Von wegen morgens täglich eine Runde zu machen. Morgens schlägt der Rücken zu. Die Realität, war das abends nach der Arbeit, diese Runde stattgefunden hat. Irgendwie hat sich über den Tag mein Rücken immer wieder so beruhigt, dass ich abends keine Schmerzen mehr hatte.
Aber immerhin: Es wurde trainiert.
Das Training geht dabei nicht mehr an der Pferdetherapie vorbei, sondern entlang eines Teiches von vielen Teichen in der Werraaue zwischen Grebendorf und Jestädt. Die Runde um die gefühlt 1 ½ Teiche, die ich da mache, ist flach, etwa 2,4 Kilometer lang und gerade in den Abendstunden, bei untergehender Sonne sehr schön. Am Ende der Runde bin ich des Öfteren noch neben meinem Auto auf einer Bank an einem Teich und gucke zu wie hinterm Meissner die Sonne untergeht.
Manchmal sind es die kleineren Dinge des Lebens, die das Leben lebenswert machen.
Immerhin inklusive der längeren Trainingsrunde am Sonntag kamen 20,8 Kilometer Training zusammen. Soviel hat es sonst früher teilweise in 3 Monaten nicht gegeben. Zumindest nicht so in dieser Art und nicht so intensiv.
Sonntags sollte es etwas länger werden. Also wollte ich an die Bruchteiche. Die Runde um beide Teiche hat etwa 4 Kilometer. Startet man am Parkplatz am Balzerborn kommen nochmal so gut 500 Meter dazu. Ein schönes Terrain. Normalerweise.
Diesmal hatte der Herrgott aber Kaiserwetter hingezaubert. Ein strahlend blauer Himmel, etwa 15 Grad, keine Wolke, nur Sonne. Und das zog die Menschen raus. Ich fuhr den ersten Parkplatz an und wendete, ich fuhr den zweiten Parkplatz an und brach nach keinen 300 m das Training ab. Zu viel Menschen.
Die Werraauen um Eschwege, sind ein langes Gebiet so etwa von Wanfried bis Albungen. Felder, Wiesen und dazwischen Feld-, Rad- und Wanderwege. Je nachdem, wo man dort hingeht, ist es menschenleer. Genau das liebe ich. Einfach nur ich, der Weg, monotone Bewegung, bisschen Musik und Natur.
Manchmal kann man, wenn man achtsam ist, Tiere beobachten. Seltene weiße Kraniche, Schwäne, Enten, Rehe, Kaninchen, Fuchse, diverse Greifvögel und viel zu viele Nilgänse. Ab und zu bleibe ich da schon mal stehen, um die Tiere zu beobachten. Ich habe ja Zeit. Niemand drängt mich. Und in Real ist das doch was anderes, als die Expeditionen ins Tierreich.
Hinter den Teichen bog ich ab in die Felder. Einfach nur etwas Strecke machen. Ich kannte den Weg von früher und wusste, dass dieser in einem Rumpelweg enden würde. Also lief ich drei Runden um ein großes Feld, bevor es wieder zu den Seen zurückging.
Das hier hinten außer landwirtschaftlichen Nutzverkehr, kein Auto was zu suchen hat, sollte klar sein.
Umso mehr wunderte ich mich, dass bei einer zweiten Runde plötzlich ein Auto den Parallelweg runterfuhr, massig Staub aufwirbelte und langsamer dann in den Weg hinter mir einbog. Schnell fahren sollte man hier auch nicht, wenn einem die Stoßdämpfer lieb sind. Der Regen hatte den Feldweg ziemlich ausgewaschen. Und die in den letzten Jahren seltener gewordenen Hochwässer der Werra, die schweren Traktoren und Feldarbeitsgeräte, taten ihr Übriges. Ein Feldweg eben.
Wenn ich eins kann, dann ist es ignorieren. Ich kann bis zu einem gewissen Grad ignorieren, wenn es wo zwickt, was gut ist, denn mitten im Feld liegenbleiben ist auch nicht so prickelnd. Ich kann aber auch das um mich rum gut ignorieren. Zum Beispiel von hinten kommende Autofahrer.
Feldwege sind ja oft so, dass man zwei ausgefahrene Spuren hat, dazwischen etwas Gras, was nicht immer wieder von Reifen platt gemacht wurde und rechts und links daneben ist eben Feld oder Wiese. Daher auch der Name: Feldweg. Läuft ein langsamer Läufer in der Spur, kann das Auto dahinter nicht überholen, denn auf Feldern fahren Autos meist eher schlecht, da sie hierfür nicht gebaut sind. Und ich ignorierte diesen Autofahrer, der hier offensichtlich nichts verloren hatte.
Irgendwann reichte es dem Fahrer wohl, er stieg aus, schloss zu mir auf und laberte mich von der Seite an.
Ich blieb freundlich und machte ihn darauf aufmerksam, dass er die drei Zeichen, die ihm eine Weiterfahrt, eigentlich verboten hätten, einfach nur übersehen haben muss. Kann passieren bei dem Staub, den er aufgewirbelt hatte.
Irgendwann machte ich den Scherz, dass wenn ein großes langsames Vehikel vor ihm wäre, er auch hier nicht überholen könnte.
„Du bist doch kein Trecker…“, warf mir der Fahrer an den Kopf.
Tzz… so Vorlagen sollte mir niemand geben.
„Hast Du schon gemerkt, wie schön platt hier die Wege sind? Noch 486 Runden und der Buckel da vorne ist auch weg…“, mit dem Spruch ließ ich den Typen stehen.
Irgendwann bog er in einem Feldweg rechts ab. Der Weg war mehr Gras als Weg, führte aber zu dem Weg wo er herkam. Was ein Pech. 200 m später bog ich auch ab, mein Training war beendet und ich wollte wieder zum Auto.
Am Ende des Tages hatte ich mehr als 6 Kilometer auf dem Tacho. Einen unfreundlichen Menschen genervt. Perfektes Training, würde ich sagen.
Foto: Norbert Beck / Beitragsbild-Layout: canva PRO und Norbert Beck
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- Einst wollte er nur laufen. Dann kamen gesundheitliche Rückschläge und die Pflege eines Angehörigen, was zu einem jahrelangen Leben am gesundheitlichen Limit führte. Nun ist er wieder auf dem Weg zurück und sagt immer noch: „Ich bin schlank, man sieht doch nichts!“ Seine Ziele: gesünder leben, Kilos verlieren, Spaß haben und irgendwann wieder laufen.
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