Wochen-Geschwätz #41/2021

Der Urlaub liegt mittlerweile zwei Wochen zurück. Jeder der mal Urlaub gemacht hat, weiß, dass meistens nach schon einer Woche die Erholung wieder weg ist. Das ist bei Euch so, das ist bei mir so, das ist bei unseren Nachbarn so. Halt, stopp, falsch… irgendwie habe ich es geschafft einiges aus meinem Urlaub mitzunehmen, darunter auch etliches was mir das Leben und den Alltag einfacher macht. Oder um es anders auszudrücken: Der Urlaub ist so ziemlich das beste, was mir passiert ist.

Das viele rum Gelaufe. Das sitzen auf dem Deich. Das sich einfach mal mit anderen Dingen beschäftigen. Gespräche mit lang nicht mehr gesehenen Gesichtern. Dinge abschließen. Das tat richtig gut und mit der vielen Zeit, die ich in den zwei Wochen hatte, kam auch die Einsicht, dass nicht alles rund lief. Fehler wurden gemacht, aber nicht abgestellt. Es waren Dinge, mit denen ich nicht umgehen konnte, weil ich das nie gelernt habe. Manche Dinge lehrt einem das Leben, die kann man nicht von anderen lernen, hier muss man den richtigen Weg für sich selbst finden.

Früher habe ich gerne gekocht. Entdecken. Freude dran haben. Einen eigenen Weg finden, vielleicht das ein oder andere anders machen. Und dann am Ende des Tages entstand etwas, was einfach und schnell selbst gemacht war.

Ich habe in der letzten Zeit mit meiner Mutter viele Hilfsmittel angehäuft, aus dem einfachen Grund nur um eigene Schwächen zu kompensieren, statt gegen das Problem selbst etwas zu tun.

Nein, ich habe nicht nur gesundheitlich nicht auf mich geachtet. Ich habe zudem auch Raubbau an meinem Körper betrieben. Ich betrieb einen höheren Aufwand, nur um die Probleme wie meine Gesundheit, die mangelnde Bewegung, der Stress, das mehr an Gewicht, irgendwie zu ersetzen.

Aus meinem Urlaub habe ich einiges mitgenommen.

Es ist wichtig auch mal Zeit nur für sich zu haben. Nicht was zu machen, weil man es machen muss, sondern weil man Lust darauf hat. Auch mal zwischen durch einfach gar nichts tun. Einfach durch die Gegend laufen, zwischendurch mal auf einer Bank zu sitzen und einfach Zwölfe gerade sein zu lassen. Abschalten. Sowas kannte ich nicht. Mein Leben fand bisher immer auf der Überholspur statt. Ich hatte teilweise nicht nur ein Ding am Laufen, sondern drei, vier, fünf und die gleichzeitig. Dazu gehörte auch, das Problem mal “Nein” zu sagen und nicht jedes Problem zu seinem eigenen machen zu müssen.

Ich gönne mir mittlerweile gerne meine Auszeit. Nicht nur am Wochenende, wo ich einfach mal paar Stunden nicht verplane und im extremen Fall einfach mal gar nicht mache, sondern auch im Alltag. Einfach abends mal 30 Minuten für sich nehmen. Revue passieren lassen, was der Tag gebracht hat und dabei einen Gang runterschalten. Meist ist das so die halbe Stunde vor dem Schlafen gehen. Ich schlafe seit dem wieder besser, und fühle mich auch erholter.

Über einen Bericht in unserer Zeitung über einen Selbstversuch 8.000 Schritte am Tag zu schaffen, musste ich irgendwie innerlich grinsen. Da war zum einen diese zwanghafte Komponente in dem Bericht 8.000 Schritte am Tag schaffen zu wollen und die Naivität mit der die Helfer – eine Organisation einer Krankenkasse – an die Sache angingen. Eine Körperanalyse quasi mit einer Körperfettwaage, Schrittmessung mit dem Handy, wo die üblichen Tracker und Uhren schon ungenau genug sind. Auf der anderen Seite war da die eigene Erfahrung.

Gehe ich zu Fuß zur Arbeit, spare ich nicht nur Sprit und mir den Stress einen neuen Parkplatz suchen zu müssen. Ich mache allein durch den Fußweg von und zur Arbeit 3.000 bis 4.000 Schritte. Je nachdem ob ich auf dem Weg von oder zur Arbeit noch beim Bäcker vorbei, über den Wochenmarkt oder einen Abstecher zur Bank mache. Das heißt, ich habe ohne einen Finger krumm zu machen schon fast die Hälfe des Schrittziels voll und das in etwa 10-15 min. hin zur Arbeit und 10-15 min. von der Arbeit nach Hause.

Je nach Training kann der Heimweg schon mal länger werden. Dann gehe ich nicht den direkten Weg, sondern gehe noch durch einen Park, mache nebenbei meine Übungen, manchmal mache ich auch Pausen, wenn etwas zu sehr zwickt und wenn ich zu Hause bin habe ich im Regelfall die Schritte +/- 500 Schritte voll. Warum auch, sollte ich mir Gedanken darum machen und mir in die Hose pieseln, weil mir heute mal 250 Schritte an den 8.000 fehlen?

Natürlich gibt es auch mal Tage, da fehlen laut Uhr locker mal 6.000 Schritte… meist ist dies der Samstag. Einkaufstag. Dass die Uhr da weniger Schritte anzeigt, heißt nicht, dass weniger Schritte gemacht werden. In der Regel arbeiten die Geräte, die man zur Messung nimmt, mit einer Art Lagesensor. Bewegt man den Arm, wird gemessen. Was aber, wenn der Arm seinen Einkaufswagen schiebt? Genau. Keine Armbewegung. Keine Schritte. Zumindest laut Uhr.

Das Training tut gut. Ich kann wieder locker eine Stunde am Stück auf den Beinen sein, ohne größere Probleme zu haben. Dafür das ich im Januar Probleme hatte aus einem Auto zu steigen und einen Brief in einen Briefkasten zu werfen der 50 Schritte entfernt war eine gute Steigerung.

Andere brauchen zum Training ein halbes Fitnessstudio. Mein Fitnessstudio besteht aus ein paar bequemen Laufschuhen, Klamotten in denen ich mich gut bewegen kann, zwei Hantelsätzen jeweils mit einem und zwei Kilo, Zugbänder mit einem Gesamtwiderstand von etwa 120 Kilo, einer Matte, einem Sitzball, ein Handtuch und das war’s dann auch schon. Man braucht kein Hometrainer, Rudergerät, Hantelbank, Laufband und all diesen Kram. Und hier gehe ich auch mit meiner Trainerin überein. Einfach ist manchmal mehr.

Selbst in deutlich fitteren Zeiten konnte man nie davon reden, dass ich in irgendeiner Form definiert wäre. Ich musste dieser Tage zweimal hingucken, als ich merkte, dass man durchaus an den Armen sieht, dass dort Muskeln sind und diese bei den Bewegungen auch mitarbeiten.

Vom Laufen bin ich noch ein gutes Stück entfernt, aber es geht voran. Im wahrsten Sinne des Wortes.

4 bis 5 Trainingseinheiten plant meiner Trainerin mir in die Woche. Und ich bin froh, dass die Übungen machbar sind und dass ich selbst das Gefühl habe Fortschritte zu machen. Das hält mich auch an, dranzubleiben.

Beim Essen habe ich das Schlank im Schlaf mit einer einfachen gesunden Ernährung ersetzt. Hausmannskost. Essen wie bei Muttern ist nicht das schlechteste, wenn man maßhaltig isst und frisch und saisonal kocht. Ich mag es wieder auszuprobieren. Rezepte zu zerlegen, einfacher zu gestalten und essen bekömmlicher zu machen. So nehme ich schon mal Wirsing, wenn Kohl im Rezept steht oder probiere ein Rezept einfach mal mit Hähnchenhack statt mit dem üblichen Rinder- oder Schweinegehacktes zu machen. Oder es wird Fett gespart, Arbeitsschritte vereinfacht. Hauptsache es schmeckt, ist einfach und schnell zuzubereiten und ist frisch und gesund.

Ich habe wieder angefangen richtig zu frühstücken. Ich glaub, das gab es seit fast 5 Jahren nicht mehr bei mir, abgesehen von den Wochenenden, wo ich versuchte mit meiner Mutter zu Essen. Dieser Break am morgen ist etwas wie abends die Zeit zum Herunterkommen. Ich genieße es meinen frisch gemahlenen Kaffee zuzubereiten, den einzigen Kaffee den ich am Tag trinke. Dazu gibt e neben meinen Tabletten dann meist selbstgebackenes Brot oder ein Müsli mit Hafer, Nüssen, Rosinen, je nachdem was ich gerade da habe.

Mittags gibt es die Hauptmahlzeit im Büro. Das kann eine warme Mahlzeit sein, die ich am Tag zuvor vorbereitet habe. Oder einfach nur eine belegte Stulle. Wobei das Belegen mittlerweile zur Kunst gerät. Käse, Gemüse, Schinken, Ahle Wurst… in rotierender Kombination. Immer anders. Immer frisch.

Abends gibt es meist nur noch einen kleinen Tagesabschluss. Das kann ein Tomaten-Gurken-Salat mit Mozzarella sein, ein Eierkuchen mit Quarkcreme. Halt irgendwas Einfaches und Schnelles. Danach gibt es einen Joghurt und dann ist Schluss.

Die üblichen Schnuckereien gibt es nicht mehr. Tag über für zwischendurch habe ich mal einen Apfel, mal Kohlrabistücke in der Tasche.

Morgens im Büro mache ich mir Tee. Kräutertee. Pfefferminztee. Holunder-Kirsch-Tee. Mittlerweile fast ungesüßt. Der Zucker hat sich langsam aus dem Tee ausgeschlichen.

Und ja. Die Waage hat sich bewegt. Ich bin wieder unter 160 Kilo. Endlich. Noch zehn Kilo und es wird im Schicky-Stil die ersten kleineren Laufversuche geben. Schicky ist ein alter Lauffreund, von dem ich viel zu lange nichts gehört habe und der einst vom selben Gewicht aus sich verschlankte und nach Fröttstedt lief.

Da wäre noch mein Magenproblem. Ich schleppe dies schon seit zwei, drei Jahren mit mir rum. Trink ich ein großes Glas, dann ist die Flüssigkeit eine ganze Zeit im Oberbauch. Esse ich festeres, dann ist an selber Stelle etwas wie eine Wurst, die man hin und her drücken kann. Diese kann auch schon mal Blähen, das es richtig schmerzhaft wird. Mögliche Ursachen dafür gibt es nicht viele. Und wenn ich da lese, ist eine schlechter als die andere. Was passieren muss aber. Ich bin froh, dass mein Arzt endlich mitzieht. Auch, wenn die Erstmedikation quasi ein Rein-Raus-Spiel ist. Irgendwann nach dessen Urlaub – also dem vom Arzt, nicht dem vom Magen – wird es dann Stuhlproben, Spiegelungen, CTs usw. geben, denn eins wäre gefährlich: Weiter ignorieren.

Wenn das Problem im Griff ist, bin ich auf einem guten Weg. Das Gewicht geht nach unten. Der Blutdruck ist ohne Belastung wieder im Normalbereich, der Langzeitzucker bewegt sich wieder in Richtung Normbereich, die Augen sind besser im Schuss als wie ich dachte. Ich bin auf dem Weg zurück. Ich bin dabei viel zu ändern und besser zu machen. Und ich werde wieder irgendwann Urlaub an der Nordsee machen. Diesmal wartet dies keine weitere sechs Jahre. Und irgendwann werde sich vermutlich auch an die Nordsee fahren, um zu bleiben. Aber das ist ein Plan für eine ferne, ferne Zukunft.

Foto: Norbert Beck / Layout: canva PRO und Norbert Beck

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