The 50 Shades of Brown

Es gibt Sachen, die will man gar nicht machen. Ein Tagebuch darüber führen, wie der Stuhlgang ist, gehört definitiv dazu. Wer guckt sich schon regelmäßig an, was in der Keramik auf dem Klo so an Verdauungsüberresten gelandet ist? Meine Lieblingstätigkeit ist dies nicht. Und doch ist dies neben einem Ernährungstagebuch die nächsten 2 1/2 Wochen meine Aufgabe.

Das berühmte A-A kann schon recht unterschiedlich aussehen.

Normal ist Stuhl eher wurstformig, geschmeidig und weich. Was aber wenn es anders ist?

Sollten auf der Oberfläche Risse sein, kann das auf Flüssigkeitsmangel hinweisen, man sollte also mehr trinken. Wird es klumpig fehlen auch noch Ballaststoffe. Umso härter es wird, umso mehr Flüssigkeit fehlt. Matschige Haufen sind meist noch OK, deuten aber auf einen Durchfall hin. Je weicher und ungeformter und flüssiger, umso heftiger der Durchfall und umso mehr sollte man auch trinken, um den Flüssigkeitsverlust auszugleichen. Bei weichem und klebrigen Stuhl, deutet es darauf hin, dass der Körper ein Problem mit Fetten hat, dauert dies länger an, sollte man definitiv zum Arzt gehen.

Aber auch die Farbe sagt einiges über unsere Hinterlassenschaften aus.

Braun ist die optimale Farbe. Grün kommt meist vom Essen, etwa von Spinat. Wobei grünlicher Durchfall auf Salmonellen hinweisen kann. Gelblicher Stuhl ist größtenteils fettig und stinkig und deuten auf eine Verdauungsstörung hin. Bei schwarzem Stuhl sollte man, wenn man nicht Eisenhaltig gegessen hat oder Eisenpräparate nimmt zum Arzt gehen. Dies kann auf Blut um Darm hinweisen. Weiß und lehmfarben, zeigt an, dass im Magen-Darm-Trakt irgendwas nicht OK ist. Ein Gallenstein könnte möglich sein. Dauert dies an: ab zum Arzt. Blut im Stuhl ist immer ein Fall für den Arzt.

Man kann dem Stuhl natürlich auch Krankheiten oder weiterführende Probleme anmerken.

Ist der Stuhl laufend, eher wie ein Stift oder bänderartig und auffallend dünn, kann es ein Hinweis auf eine Verengung im Darm sein. Polypen oder ein Geschwür kann hier der Grund sein.

Stuhl richt immer. Riecht er aber dauerhaft strenger, beissend oder faulig, kann dies auf ernsthafte Krankeheiten wie Zöliakie, Morbus Crohn, Mukoviszidose, Entzündungen oder Tumore hinweisen.

Kommt gar kein Stuhl, ist das nicht nur lästig, sondern auch problematisch und sollte bei dauerhaften Problemen medizinisch abgeklärt werden. Hier kann Darmschwäche, ein Reizdarmsyndrom, Narbengewebe oder ein Geschwür die Ursache sein.

Ein gesunder Mensch scheidet übrigens etwa 100 – 300 Gramm Stuhl am Tag aus. Hat man mal üppiger gegessen, kann dies aber auch schon mal zu längeren Sitzungen mit etwa einem Kilo Darmentleerung führen.

Und ist der Stuhl eher gelblich, breiig und stammt von einem Kind, handelt es sich um Kinderkacke und wird in der Regel in Senftuben abgefüllt. Ein Scherz den gerne mein Vater machte, der Senf nicht viel abgewinnen konnte.

Ein Tagebuch darüber zuführen hat also schon etwas von „The 50 Shades of Brown“.

Bei mir ist es quasi derzeit wie ein Lottospiel. Mal normal, mal flüssig, dann wieder steinhart. Genauso wie mein Oberbauch, der sich ständig aufbläht und dabei sehr schmerzhaft sein kann. Das Grundproblem ist, dass man sich aufgrund der Unregelmäßigkeiten irgendwann gar nichts mehr traut. Ständig hat man das Gefühl aufs Klo zu müssen und keine Kontrolle mehr zu haben. Das schränkt das leben, dann schon extrem ein.

Und ein mögliches Geschwür, diverse Morbus-Erkrankungen und selbst Dinge wie Reizdarm, Nahrungsmittelunverträglichkeiten sollte man nicht auf die leichte Schulter nehmen.

Foto: Norbert Beck und canva PRO / Layout: canva PRO und Norbert Beck

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Norbert Beck
Einst wollte er nur laufen. Dann kamen gesundheitliche Rückschläge und die Pflege eines Angehörigen, was zu einem jahrelangen Leben am gesundheitlichen Limit führte. Nun ist er wieder auf dem Weg zurück und sagt immer noch: „Ich bin schlank, man sieht doch nichts!“ Seine Ziele: gesünder leben, Kilos verlieren, Spaß haben und irgendwann wieder laufen.