Zurück in die Gegenwart – Erste Erfolge

Heute in 424 Tagen werde ich 50. 50 Jahre, ein stolzes Alter, wenn man berücksichtigt, dass Mann vor einigen Jahrhunderten aufgrund der damaligen Lebensumstände teilweise nicht mal die 40 Jahre überschritt. Fünfzig – die Mitte des Lebens. Obwohl, wie ich aus dem aktuellen Hörbuch von Bernd Stelter lernen musste, begehe auch ich theoretisch einen Fehler. Der Mann wird in diesen Gefilden, durchschnittlich 79 und paar zerbröselte Monate alt. Sagen wir mal der Einfachheit halber 80. Und 80 durch zwei ist vierzig. Und da hat der gute Bernd einfach recht. 50 ist an der Mitte des Lebens 10 Jahre vorbei.

Das ich dieser Argumentation nicht einfach folgen möchte, dürfte klar sein.

Schon zu meinem dreißigsten Geburtstag habe ich verkündet, dass ich mal hundertfünfzig Jahre alt werde und mit 130 Jahren der älteste Goldmedailist aller Zeiten bei den Olympischen Spielen in Stangenhalma werde, was auch immer das für eine Sportart sein soll. Und demzufolge habe ich nicht die Lebensmitte um 10 Jahre überschritten, sondern beende gerade mal erst mein erstes Lebensdrittel.

Pah. Wäre doch gelacht, wenn ich nicht alt wie Methusalem werde. Und wenn nicht das, vielleicht werde ich ja zumindest so weise.

Besondere Umstände erklärten mir, dass ich zwar versuchte mich gesund zu ernähren. Dass Gesund im allgemeinen und die Worte „Gesund für mich“ nicht unbedingt dasselbe sein musste. Man kann sich allgemein gesund ernähren und trotzdem davon krank werden. Zumindest dann, wenn bei einem selbst das ein oder andere nicht passt.

Vor etwas über 4 Wochen zog ich Ernährungstechnisch die Reißleine. Ab sofort hieß es Zucker reduzieren bis aufs Minimum. Keine Weizenprodukte. Mäßige Kohlenhydratmenge. Wenn es tierisch sein soll, Geflügel oder Fisch. Kein Schwein, kein Rind.

Ich bekam eine Liste mit Goods und Bads und wunderte mich, dass Apfel in Ordnung sind, Birnen aber nicht. Heidelbeeren, Brombeeren, Himbeeren und sogar Erdbeeren sind ok, da diese wenig Eigenzucker haben. Meine geliebten Kirschen – das Werraland um Witzenhausen ist ein bekanntes Kirschanbaugebiet – standen auf der bösen Seite des Obstes.

Diese Liste zog sich quer durch alle Bereiche. Ich habe gelernt, dass Fette nicht per se böse sind, sofern es die richtigen sind. Beim Haushaltsfetten sollte ich Rapsöl, dem Sonnenblumenöl vorziehen. Besser wären aber gehaltvollere Öle.

Nüsse und Kerne – für mich eigentlich absolute Durchfallgaranten – sind gut. In Maßen.

Wenn Brot, dann bevorzugt Eiweißbrot, was man unter anderen aus Quark, Kleie, diversen Saaten und einigen anderen gesunden Zutaten auch gut selbst machen kann oder wenn man es nicht übertreibt kann es auch mal ein Vollkornbrot sein.

Gut, Schweinefleisch und Rind gab es bei mir eh nur selten. Dass ich selbst bei Fisch und Geflügel doch eher 3 oder 4 Tage mit ohne tierischer Fleischbeilage planen sollte, würde mich nicht umhauen, aber insgesamt, sagte mir der Plan klar und deutlich: Jetzt ist Schluss mit Lustig. Na ja, und da war auch noch die Ansage eines Medizinmanns, die eigentlich unmissverständlich sagte, dass wenn ich nicht meinen Kurs ändere, ich mich schleichend selbst umbringen würde. Gut, so drastisch hat er es nicht gesagt, aber der Sinn dahinter kam auf dasselbe raus.

Und die Krönung kennt ihr noch nicht. Hafertage. Einen Tag die Woche gibt es morgens, mittags und abends Haferbrei. Mal nur mit Wasser und etwas Zimt, mal mit einer Handvoll Gemüse, mal mit einer Handvoll Obst. Und das auch nur, damit diese Pampe einen andern Geschmack bekommt und man bei Laune bleibt.

Nein, meine Laune ist an so einem Hafertag nicht gut. Hafer, das ist, was Pferde zum Frühstück essen, damit diese den nächsten Galopp mit links machen. Hafer, das ist nichts für Norbert. Sicher nicht.

Nun kann jemand sagen: Halt Hafer… Kohlenhydrate. Nun ist es aber so, dass Hafer einen niedrigen glykämischen Index hat, in der Lage ist den Zuckerspiegel zu regulieren und den Stoffwechsel anzuregen. Dass es mit meinem Stoffwechsel nicht weit her war, wusste ich. Stagnierte mein Gewicht doch seit über 6 Monate mit leichten Pendelbewegungen von +/- 1 Kilo auf derselben Stelle. Und die war, trotz guter anfänglicher Abnehmerfolge, viel zu hoch.

Und dass ich Probleme hatte, wusste ich selbst. Mindestens dreimal die Woche lag ich flach. Aufgeblähter Magen, Schmerzen im Unterleib ohne Ende, Durchfall, das volle Spektrum. Am Ende lief es immer auf dieselbe Prozedur hinaus. Eine Schmerztablette, eine Kapsel mit einigen Kräutern, aber vor allem einem Hefeextrakt, der mir mal von einer Ärztin empfohlen wurde. Eine halbe Stunde aufs Bett legen. Und wenn die Schmerztablette ihre Wirkung tat, konnte ich so langsam in den Tag starten.

Dass dies kein Dauerzustand war, ist klar. Und dass diese Attacken immer häufiger kamen, war schlecht, sehr schlecht. Was hatte ich also zu verlieren?

Ich fing an Rezepte zu sammeln. Zur Krönung meiner Sammlung gehören Haferfrikadellen, die eigentlich in erster Linie aus Hafer, Käse, Ei und diversen Gewürzen bestehen und mit einem Kräuterdip oder mit Tomate und Mozzarella sehr gut schmecken. Möhren-Pastinaken-Puffer mit einem Knoblauchquarkdressing, was schon fast Waffenfähig ist und eine Maronen-Rosenkohlpfanne mit gerösteten Kürbiskernen, einem Preiselbeer-Essig-Öl-Dressing leicht an glasiert und dazu knusprigen Truthahnspeck.

Mit der Zeit machte es richtig Spaß abends Kleinigkeiten für den nächsten Mittag vorzubereiten und dann an der Arbeit innerhalb 10, maximal 15 Minuten mittels Backofen, Mikrowelle oder zweier Induktionskochplatten fertig zu machen und den anderen Kollegen mit dem frisch duftenden Essen die ein oder andere lange Nase zu machen.

Gut, wenn ich so einen Blödsinn, wie eine Wasserdiät höre, dann war auch das was ich vorher gegessen habe gesünder, insbesondere wenn die Resternährung zu normalen Tagen aus Dosenravioli, Fertig-Pizza oder Baguette, irgendwelche undefinierbares Essen aus einer Grillstube bestand und diverseste leckere Obst und Gemüsesorten verweigert werden, weil diese zu pelzig auf den Zähnen wären. Was für ein Mimimi.

Aber das war genau der Punkt. Meine oben genannte Ernährung brachte eins mit sich: Fertigprodukte und sogar Teilfertigprodukte, durften nicht mehr auf dem Tisch. Alles musste selbst zubereitet sein, damit ich die Kontrolle über die Inhaltsstoffe und die Goods- und Bads meiner Liste hatte.

Normal bedürfen Umstellungen eine gewisse Eingewöhnungszeit. Eingewöhnt habe ich mich bestenfalls bei Nüssen und Kernen, wo ich mit einem Teelöffel am Tag anfing und heute bei den empfohlenen 50 – 70 Gramm an Tag bin und das, ohne dass ich durch einen Reisigbesen beim Klogang die Flasche befüllen kann.

Ausgeschlichen hat sich dafür der Zucker. Waren es anfangs noch 6 Stück Zucker, die in meine große Teekanne kamen, waren es darauf die Woche 4, dann 3, mittlerweile ist kein Zucker mehr im Tee. Tagsüber trinke ich den Kräutertee gerne leicht gekühlt. Abends eine andere Kräutermischung, gerne handwarm, so eine halbe Stunde vor Schlafengehen.

Und noch etwas hat sich ergeben. Ich mache Intervallfasten. Auch das wurde mir empfohlen, mal zu versuchen. Frühstück, Mittagessen und dann bis zum nächsten Morgen nichts mehr. Ich dachte anfangs, das geht nicht, da gehste doch mit Hunger ein. Nein, es geht nicht nur es funktioniert. Mit dem Erfolg, dass seit langer Zeit die ersten Kilos wieder verschwunden sind.

Auch das mit den neuen Essensgewohnheiten klappte sehr gut, da die Rezepte, die ich ausprobiere, sehr lecker sind. Hier und da wird etwas krosser gebrutzelt, da kommen mehr Kräuter und Gewürze und vor allem mehr und verschiedene Kräuter und Gewürze dran, die den richtigen Geschmackskick bringen.

Jede Woche versuche ich mindestens eins, wenn es geht zwei neue Rezepte einzubauen um unterschiedlicher und verschiedene Geschmäcker erzeugen zu können, aber auch um in der Lage zu sein saisonal zu kochen. Ist das neue Rezept in Ordnung landet es im Kochbuch in meiner Cloud, schmeckt es nicht, wird überlegt wie man das Rezept verbessern könnte und geht das nicht, landet es im ewigen Datennirvana.

Und der Erfolg stellte sich quasi instant ein.

Seit Wochen bin ich was den Magen betrifft Schmerz und fast beschwerdefrei. Innerhalb von nunmehr 5 Wochen habe ich gerade mal einen Tag mit Beschwerden gehabt. Gegenüber drei bis vier die Woche ein riesiger Fortschritt.

Auch hat sich im Alltag einiges gebessert. Waberte sonst öfter, teils Schmerzbedingt, teils durch Medikamente eine „Leck mich“-Stimmung rum, wo ich schon mal viel liegen lassen habe, habe ich innerhalb der letzten Wochen endlich angefangen, die ehemalige Wohnung meiner Eltern als die meinige anzunehmen und vieles meinem Geschmack und Gusto anzupassen und zahlreiche Dinge, die ich mal angefangen habe, fertigzustellen. Es geht so einiges, wenn man sich besser fühlt.

Es gab auch seltsame Momente. Momente, wo ich mich etwas schummrig fühlte. Meine Mutter war Diabetikerin, daher hatte ich noch alles zum Zuckermessen da. Vor etwa einem Jahr waren meine Werte ziemlich entgleist, die Zeit wo mein Arzt mir ein Diabetes Typ 2 attestierte und mir Tabletten verordnete. Ich und Altersdiabetes. Tzzz.

Instinktiv, ich kannte dieses komische Gefühl von meiner Mutter und maß meine Zucker. Ups, der Wert war niedrig. Zwar von einer Unterzuckerung noch gut entfernt, aber niedrig. Es musste was angepasst werden. In Weglassen war ich mittlerweile gut und ich ließ was weg. Dafür kontrollierte ich mit dem Restbestand der Teststreifen morgens, mittags und abends meine Zuckerwerte und die blieben im Normalbereich.

Heute stand, dann der erste Quartalsbesuch beim Hausarzt an. Dieser meinte nur, dass meine Diabeteswerte fantastisch seien. Die Medikation würde ja doch was nützen. Wenn der nur wüsste. Ich glaub, nach dem nächsten Quartalsbesuch – dann wenn wieder eine Blutuntersuchung dabei ist – und dem dann sehr wahrscheinlich ersten sehr gutem Langszeitzuckerwert nach langer Zeit, werde ich ihm reinen Wein einschenken.

Vermutlich werde ich ihm dann auch sagen, dass ich am 11. März dieses Jahres und damit genau 11 Jahre nach meinem ersten Start mit großem Abnehmerfolg, wieder mit dem Lauftraining angefangen haben werde. Ich weiß jetzt schon, dass er mich für verrückt halten wird. Das ist aber sein Problem. Beim ersten Mal habe ich es auch, auf meine Weise und ohne die Hilfe von Ärzten geschafft, hatte dabei viel Spaß und Erfolg. Und irgendwie juckt was im kleinen Zeh, was mir sagt, dass ich es nochmal schaffe… Ich muss ja auch langsam, es sind ja nur noch 81 Jahre bis zu meiner ersten Olympia-Teilnahme.

Foto: Norbert Beck bzw. Auftragsarbeiten von Karikaturen meiner Person / Layout: canva PRO und Norbert Beck

Rechtschreibung

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