Trainingsgeflüster: Vom Paddeln auf dem Radweg

Den berühmten Satz: „Das schaffe ich nicht!“, sollte man immer erst sagen, wenn man das Unschaffbare ausprobiert hat und tatsächlich versagte. Oft genug machen wir uns einen Kopf und denken, dass Sachen unschaffbar sind, die wir in Realität sehr wohl, nur mit etwas mehr Mühe bewältigen können. Meist ist es ja auch nicht das „Das schaffe ich nicht!“, sondern eher das „Ne, lass mal, darauf habe ich eigentlich gar keinen Bock, ich muss erstmal von gestern noch zu Ende chillen.“

So ging es mir am letzten Sonntag. Mein Traum war, einmal Richtung Jestädt und dann wieder zu den Meinhardseen zurück und hinterher fix und fertig, aber zufrieden ins Auto zu steigen. Bei meiner Fitness, nicht schaffbar, definitiv. Eigentlich war es eher die Mischung aus dem Schweinehund, immer wiederkehrender Rückenprobleme und zu viel Respekt vor der Sache, dass ich es nicht machen wollte.

Ich hatte eine neue Standardrunde gefunden und die konnte man ja auch mehrfach laufen. Tolle Ausrede, oder? Oder musste ich mal wieder meinen Schweinehund austricksen?

Eigentlich hätte dieses Vieh schon misstrauisch werden müssen, als ich nicht die Bank ansteuerte, an der ich immer ein paar Übungen gemacht hatte und auch nicht auf den schattigen Weg abbog, der mich um den See führte. Gut, ich war noch immer an einem See, aber es war der nächste. Es heißt ja auch Meinhard-Seen und nicht Meinhard-See.

Von hinten kamen trotz Rumpelweg immer mal Radfahrer. Kein Problem. Ich machte nach etwa 3 Kilometern eine kleine Pause und ging weiter. Zwischendurch fragte ich mich immer wieder, ob das gut gehen würde. Übermut geht selten gut.

Im Zickzack ging es durch die Felder Richtung Jestädt. Die ersten Felder vor Jestädt waren eingepackt. Die Spargelernte würde bald beginnen. Und der Wind pfiff. Als ich mal Husten musste und einen Schleimpropf aus meinen Bronchien hochbrachte, spuckte ich diesen mit etwas Schwung aus und wuuuuuusch glitt dieser in Windeseile nach rechts weg. In einer Komödie hätte sich dieser vermutlich 5 cm bewegt und dann über das eigene Gesicht verteilt. Ich drehte mein Kopf nur in die Richtung aus der vermeintlich der Wind kam und knurrte „Ostwind“.

Wenn Jestädt eins braucht, dann eine Eisdiele. Ich hätte nichts gegen ein schönes Vanilleeis gehabt. Oder zumindest einen Pinguinflip. Ja, ich hatte nicht nur mein Notfallspray nicht bei mir, sondern auch nichts zu trinken. Und selbst wenn da eine Eisdiele wäre, hätte ich nicht mal eine Maske oder Geld bei mir gehabt. Das nenne ich mal negative Ausrüstung.

Hinter Jestädt geht der Weg weiter entlang der sogenannten Weinberge. Nicht lachen, es wurde und wird hier auch wirklich Wein angebaut. Allerdings nicht so kommerziell wie an Rhein, Mosel oder Saar, aber auch ein lecker Tröpfchen. So hat man mir zumindest mal gesagt. Ich kam noch nicht in den Genuss.

Von wegen kleine Runde, von Wegen nur mal nach Jestädt, davon war ich weit entfernt. Trotzdem drehte ich um als die ersten Häuser von weiten wieder in Sichtweite waren. Albungen… man kann es auch untertreiben.

Natürlich hätte ich jetzt nach Albungen schleichen können. Da hätte ich dann bei meiner Cousine eine Tasse Kaffee getrunken und ein Stück Torte gegessen und mich dann zu meinem Auto fahren lassen. Mit vollem Bauch läuft es sich schlecht.

Das passierte aber nicht. Ich drehte um und trabte wieder in die entgegensetzte Richtung.

Am Ende von Jestädt lief ich auf dem Radweg auf. Na ja, Radweg ist eigentlich falsch. Es ist ein Rad und Wanderweg, denn zumindest bis auf die Höhe wo eine schnell zu übersehende Wassertretanlage ist – eigentlich sind es nur paar Steine in einem Bach – gehört dieser Weg zum hessischen Werraburgen Steig, einem Wanderweg entlang der Werra und seinen Burgen, dessen Teilabschnitt hinter Herleshausen endet, wo die Werra dann Richtung Quelle im Thüringischen weitergeht.

Ostwind. Ja, klar, da war was. Gegen den Wind laufen ist schwer, auch wenn man wie ich nur ein Minimalläufer ist, sprich nur mit geringer Schubkraft vorwärtskommt. Und wenn dann von hinten noch was rauscht, ist das meistens kein Radfahrer und erst recht kein Fußgänger oder ein anderer Jogger.

Ein Motorradfahrer schob sich an mir vorbei, noch einer und noch einer…. Eine Moment Ruhe und noch zwei überholten mich. Auf einem Radweg. Die Straße wo, die Motorbiker hingehörten, war Luftlinie 250 m weiter Richtung Norden und genauso schön zu befahren, wie dieser Rad- und Wanderweg. Nur da gehörten diese „Helden“ hin, sicher nicht hier.

Ich hab derzeit etwa genauso viel Rosenkohl im Gesicht, wie Bud Spencer. Und irgendwie kam der Spruch, dem Helden der Kindheit sehr nahe, der mir in den Sinn schoss: „Dem nächsten, der hier mit einem Motorrad lang kommt, dem gehört eine gepaddelt, dass er Rad schlägt, bis er in der Werra liegt.“

Zum Glück kam nicht noch ein weiterer. Dafür kam die Wassertretsteller mit der Bank mit dem lustigsten Namen, den ich kenne. „Die schiefe Bank“. Da hängt tatsächlich ein Schild mit genau dem Namen. Und wenn man vor der Bank steht, hat man das Gefühl, dass diese schief sein müsse. Tatsächlich wurden hier nur die Beinlängen dem Untergrund angepasst und so ist der rechte Träger deutlich niedriger als der links, damit man obendrauf gerade sitzen konnte.

Die Seen kamen wieder in Reichweite. Ich diskutierte mit einem Schwan, der glaubte, ich wolle ihm sein Feld streitig machen. Irgendwie, hat der Vogel einen Schuss. Denn er verteidigte kurz darauf das Geld auch gegen Artgenossen, die dort landeten.

Gleich würde ich an der Freizeitanlage ankommen, damit am See, wo mein Auto stand. Und ich war mir sicher, von wegen 6 Kilometer – die Realität lag beim doppelten – dass ich am nächsten Tag höllischen Muskelkater bekommen müsste.

Ich bekam keinen Muskelkater.

Dafür lief ich abends weiter meine Standardrunden. Wobei ich hier originell wurde. Mal lief ich die Runde Rückwärts. Nein, ich meine nicht das ich sie andersrum lief. Sondern ich lief wirklich rückwärts.

Rückwärtslaufen ist total gewöhnungsbedürftig. Ständig hat man Schiss einen Fehltritt zu machen oder zu fallen. Bei so einer Nummer könnt ihr auch mal einen schnelleren Läufer als ihr es seit mitnehmen. Dieser wird zumindest am Anfang, genau wie ihr oder auch ich einen ziemlichen Eiertanz machen.

Am Folgetag lief ich wieder Rückwärts. Also genaugenommen, ich lief vorwärts, aber die Strecke rückwärts rum. Und dann hieß es neue Strecke suchen.

Irgendwer ist auf die Idee gekommen, den leicht ramponierten Weg wieder in Schuss zu bringen und brachte ein Kies-Sandgemisch aus und ließ das walzen. Zugegeben, ich bin einen Abend doch darüber, ja war besser als Löcher aus dem Weg zu tanzen. Nur ganz ehrlich: Ein paar Autos darüber oder Regen und der Weg ist wieder genauso übel wie vorher, wenn nicht sogar schlechter.

Am Donnerstag unterschrieb ich meinen Leasingvertrag für ein neues Auto in Eisenach und trabte ein kurzes Stück bei einem Dorf in der Nähe auf einem Radweg die Werra entlang. Freitag war ich in Schwebda am Werratalsee und heute gings dreimal um die Knaus-Hallig.

Abends machte ich dann noch Übungen mit Zugbändern und Gewichten.

Bevor der Lob zu groß wird. Nein, perfekt ist nicht alles.

Seit ein paar Wochen – schon bevor ich wieder mit dem Laufen anfing – habe ich wieder Probleme mit dem Rücken. Schmerzen oberhalb des Beckens, die manchmal bis oberhalb der rechten Hüftseite ausstrahlen. Zu meinem Hausarzt geh ich damit nicht. Der will dann nur Quaddeln – also Dutzende Male um die schmerzenden Stellen piesken und etwas zur Entspannung einbringen. Gewirkt hat das bei mir noch nie und bei der Fläche geht ihm der Inhalt der Spritze aus. Und beim freundlichen O-Arzt bekommt man erst in einigen Monaten ein Termin. Ich kann ja noch stehen und gehen, damit bin ich kein Notfall und bei meinem Glück, wenn ich den Termin dann habe, ist wahrscheinlich die zweite Woche wo ich ohnehin Schmerzfrei bin.

Nervig ist, dass der Schmerz auch manchmal nachts kommt und beim Schlafen stört. Ich sollte vielleicht direkt vor dem Schlafen gehen trainieren, denn seltsamerweise: Selbst wenn ich mal nur 30 – 45 min langsam trabe, habe ich drei, vier Stunden keine Schmerzen mehr.

Auch der rechte Arm ist angeschlagen. Von der Schulter her bis zum Ellenbogen ein ziehen einhergehend mit einem deutlichen Kraftverlust. Zwei, drei Kilo reichen schon, bei bestimmten Bewegungen das der Arm schlapp macht. Ich war mal locker beim 30, 40fachen. Die Probleme hier kommen sicher von der Arbeit. Zu viel am Computer zu machen, zu wenig Pausen, zu viel verkrampftes Gesitze mit der Maus in der Hand. Ich sollte doch mal gucken, was ich da ändern kann.

Und ich hatte meinen halbjährlichen Check-up beim Lungenarzt. Diesmal musste ich nachsitzen. Lungenvolumen etwas angeschlagen und verringert. Ich hab die nächsten Tage mit meinem einfachen Testgerät zu Hause kontrolliert, ging dann wieder. War wohl so, wie der Doc sagte, einfach nur ein „schlechter Tag“.

Morgen gibt es zum Wochenabschluss noch wieder eine längere Runde. Nein, nicht wieder zweistellig. Und dann geht es auch mit dem Wiegen zweimal die Woche weiter.

Hier im Blog geht es mit paar kritischen Worten zu Aktionen, die „lokales Handeln“ fördern sollen, weiter. Darüber hinaus wird es von mir eine Einordnung geben, warum ich weder ein Fan von FFF, noch von Greenpeace bin, auch wenn mir die Ökologie am Herzen liegt. Und die Brutsaison geht bald wieder los, ich sehe wieder regelmäßig Bussarde kreisen. Deshalb wird es einen Bericht geben, wie man sich richtig verhält, wenn man als Läufer mal zu nah an den Horst eines Greifvogels kommt.

Foto: Norbert Beck / Beitrags-Bild-Layout: canva PRO und Norbert Beck

Rechtschreibung

Die Interpunktion und Orthographie dieses Textes sind frei erfunden. Eine Übereinstimmung mit aktuellen oder ehemaligen Rechtschreibregeln wäre rein zufällig und ist nicht beabsichtigt.

Mal im Ernst: Jeder, der schreibt, macht mal Fehler. Die Texte in diesem Blog werden vor Veröffentlichung mit einer Basic-Version von languagetool.org geprüft, sodass zumindest die gröbsten Fehler draußen sein sollten. Damit haben die Texte in diesem Blog schon mal weniger Fehler als die unserer hiesigen Heimatzeitung, und das will schon was heißen.

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