Laufen im Höllental

Nein, ich werde kein Trailläufer. Nie im Leben. Ich versprechs. Ganz bestimmt nicht. Läuferschwur. Ach, ist doch egal, nimmt mir ja eh niemand ab. Ich hatte mal gesagt, dass es unwahrscheinlich ist, dass ich wieder laufe, nun schleiche ich doch immer wieder mit Laufschuhen durchs Leben.

Bei Politikern würde man sagen: Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern. Ihr werdet verstehen, dass ich nicht in dieser Richtung argumentieren werde. Bislang hat sich aus dem, was ich nicht machen will und dann letztlich doch gemacht habe, immer noch was positives herausgekommen.

Höllental. Ein kleines Tal durchzogen vom Flüsschen Berka. Flüsschen, sagt zumindest Wikipedia. Andere sagen, über alles, was man drüberspringen kann, das ist ein Bach.

Ich hatte von meiner früheren Läufercharriere nicht die besten Erinnerungen an diesen Weg. Beim ersten Mal stand ich in meinen frisch gekauften Nightfox-Tretern am Ende am Auto, führte Zwiegespräch mit meinem inneren Schweinehund, ob ich das nochmal machen wollte, welches ich mit einem “Halt doch die Schnauze” beendete. Just in dem Moment kam ein Wanderer vorbei, der mich etwas bescheiden anguckte. Fehlte nur noch, dass er sich entschuldigt hätte, dass er doch gar nichts gesagt hat.

Mittlerweile sind wir 10 Jahre später. Das Gewicht stimmt. Es liegt etwa im selben Bereich wie damals. Unmenschlich hoch. Aber irgendwas musste sich geändert haben.

Am 5. Mai 2011 wollte ich auf Burg Ludwigstein. Ich parkte auf einem kleinen Parkplatz in Richtung Wendershausen und der Weg hatte den etwas merkwürdigen Namen Eselssteig. Heute, weiß ich das über dem Weg die Esel bepackt die Waren zur Burg gebracht haben. Damals dachte ich nach 2/3 des Weges: “Scheiße ist das steil.” Irgendwann brach ich ab. Gestern war ich wieder an dem Weg und ich war oben auf der Burg.

Fitter? Hm, ja. Ich bin auf jeden Fall länger wieder dabei mich zu bewegen. Das ist zumindest positiv. Und schlimmer als rauf fand ich diesmal den Runterweg. Verdammt, war der steil. Ich hatte mir gestern fast schon gewünscht, dass mein Auto KITT heißt und selbstständig den Parkplatz wechselt. Ich wäre den deutlich längeren Weg zum Parkplatz hinter Oberrieden gerade gegangen.

Nun war ich wieder im Höllental. Wieder viel zu dick, wieder viel zu langsam. Und wieder dieser Weg…

Mein letzter Besuch hier war etwa drei, vier Jahre her und sowohl damals als auch vor 10 Jahren kam ich nicht beim Bergwerk Grube Gustav an. Am Ende des Weges hatte irgendein Sturm Bäume rücken gespielt und niemand hatte die Bäume verrückt oder beseitigt, sodass ein ankommen unmöglich wurde.

Der Weg ist ein schöner Waldweg. Gut, zwei Leute nebeneinander können da nicht unbedingt laufen und es gibt Stellen, wo der Weg an der Böschung zur Berka ausgebrochen ist. Und auch, wenn man sich mitten im Wald wähnt. Die gut 100 bis 200 m entfernte Straße Richtung Frankershausen ist nicht weit genug entfernt.

Kurvig schlängelt sich die Straße gen Meissnervorland und ist dadurch alleine schon ein Unfallschwerpunkt. Durch die Kurven ist die Straße auch ein Traum für Motorradfahrer. Leider schallt das Knattern durchs ganze Tal. Wenn ein größerer Pulk Richtung Meissner fährt, ist das Walderlebnis schnell dahin.

Positiv finde ich, dass seit einigen Tagen mein Rücken und meine Hüfte nicht mehr zuschlägt. Diese hatte mir über Wochen Ärger bereitet. Und jetzt ist nur noch sporadisch ein wohliges Ziehen da, was mir sagt: “Ja, da war mal was, aber es ist gut, dass Du Dich nicht ergeben hast.”

Eigentlich geht der Weg ja Richtung Meissner. Tatsächlich ist es eine kleine Achterbahn. Mal paar Meter rauf, mal paar Runter. Nicht viel, aber es läppert sich.

Man kann auf dem Weg den großen Premiumwanderweg P2 startet, der bis zu den Krip- und Hielöchern hinter Frankershausen führt. Man kann den Bilsteinrundweg mit etwa 10 Kilometern, einen Höllentalrundweg mit 5 Kilometern benutzen oder wie ich einmal den Weg rauf und runter laufen, was am Ende des Tages auch etwa 5 Kilometer sind oder etwas um die drei Kilometer wenn man erst ab dem Nedderborn – einer kleinen gefassten Quelle – beginnt.

Der Wald war in keinem guten Zustand. Ja, das muss ich einfach so sagen. Immerhin die Waldschrate oder gute Waldarbeiter müssen ihre Arbeit geleistet haben. Die Wege waren frei, wenn auch manchmal einfach nur rechts und links freigeschnitten. Zwischendrin sah man aber schon, dass vor allem die Nadelbäume ihre Probleme mit der Trockenheit hatten.

Wirklich was am Weg gemacht wurde nicht. Doch, eins: Früher gab es am Weg drei Bänke, eine Schutzhütte und eine Sitzgruppe. Von den Bänken waren zwei weg und die Dritte rottet auch mehr vor sich hin, als dass diese zum Sitzen einlädt.

Bis auf eine Radfahrerin. Und einen Vater mit Kind war niemand unterwegs. Und diesmal kam ich tatsächlich an der Grube Gustav an. Sicher hätte ich dort im Gasthaus mir erstmal was gönnen können. Aber ich bewunderte eher erstmal den alten Hasentisch – einen in einer Senke eingelassenen Steintisch, der mir noch nie aufgefallen war, sowie einige Merkmale am Rande des alten Besucherberkwerks.

Der Weg hatte teilweise mehr von einem Trail, als von einem Wanderweg und im letzten Teil war man sich manchmal auch nicht sicher, ob man noch auf selbigen war. Ich sah noch kurz paar Kühen auf einer Weide zu und drehte mich wieder um.

Wer auf der anderen Seite der Berka unterwegs ist, hat es steiler, kommt aber zur Ruine derer von Bilstein. Ihres Zeichens wurde dem Adelsgeschlecht Landfriedensbruch und Wegelagerei vorgeworfen. So kam es, dass die Burg belagert wurde. Lange Zeit lebten die Bilsteiner dennoch in Saus und Braus, bis man entdeckte, dass durch einen geheimen Tunnel die Burg weiter mit Essen und Trinken versorgt wurde. Hiervon abgeschnitten, spannte der letzte große Burgherr die Pferde an ein Gespann und stürzte sich ins Tal. Dies sagt zumindest die Sage. Tatsächlich wurden die Ländereien beschlagnahmt, die Burg mehrfach erobert und ohne Burgherren verfiel halt alles, bis auf paar klägliche Mauerreste ist nicht mehr viel zu sehen, abgesehen vom Ausblick von der einstigen Lage der Burg.

Der Weg war nicht lang, trotzdem hatte ich ein Problem.

Nicht der Rücken zickte. Auch nicht die Füße, ob des unebenen Untergrunds. Obwohl ja doch: Die Beine. Notiz an mich selbst: Auch im Sommer solltest Du im Wald lieber lange Klamotten anbehalten.

Nicht nur eine Mücke, eine ganze Familie hatte sich an meinen Beinen geheftet und glaubte, ein gutes Mittagessen zu bekommen. Ich sag mal so: Das Essen bekam diesen nicht gut. Denn nach dem ich anderen Unterschenkel über den Betroffenen scheuerte, waren die Mücken weg. Dafür wurde es am Bein ziemlich frisch, was mich irritierte und sich schnell ergründete, denn der Mückenfriedhof sah ziemlich blutig aus, quasi als wenn ich mich erstmal kräftig auf die Fresse gelegt hätte.

Und ja logisch. Genau in dem Moment kam mir eine Radfahrerin entgegen.

Diesmal stand ich nicht am Ende des Weges und diskutierte mit meinem Schweinehund, diesmal überlegte ich, dass direkt unterhalb der Grube Gustav, am Gasthaus Höllental, ein Weg Richtung Frankershausen geht. Dort kommt man an einem alten Steinbruch vorbei. Diesen Weg bin ich auch noch nicht gelaufen. Ich bin kein Trailläufer und werde auch keiner. Versprochen!

Fotos: Norbert Beck / Beitragsbildlayout: canva PRO und Norbert Beck

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