Total geirrt, total verwirrt!

Training sollte Spaß machen. Mit meinem Gewicht gehört für mich, wenn es auch einige nicht erwarten, laufen zum Training dazu, es steht aber nicht im Vordergrund. Ich laufe eigentlich nur immer wieder zwischendurch, damit ich weiß, warum ich mich bewege. Ich möchte gerne wieder dahin, wo ich mal war. Aber ich will es nicht mit Gewalt.

Seit meinen “Hexenschuss” vor ein paar Wochen ist mein Rücken etwas instabil. Und irgendwie muckte selbiger bis zum Mittag ziemlich rum. Von daher war eigentlich unklar, ob ich heute überhaupt was machen würde.

Zum Nachmittag ging es dann wie ein Wunder wieder und da ich eh in Bad Sooden-Allendorf zu tun hatte, fuhr ich nach langen wieder an die Bruchteiche.

Eine Runde um beide Teiche sind jeweils ziemlich genau 4 Kilometer. Doch heute wollte ich eigentlich weder laufen noch zwei Runden um die Teiche machen. Der Sinn stand mir eher nach ein etwas Gehen. Gerne auch etwas länger.

Also bog ich am Ende des großen Teichs nach rechts auf den Rad- und Wanderweg Richtung Weiden und Kleinvach ab. Am Ende des Orts ist ein Bauernhof, da kann man geradeaus weiter zu den beiden vorgenannten Dörfern. Man könnte hier die Werra überqueren, dann am anderen Werraufer wieder nach Allendorf hinein und zurück zu den Teichen. Die Strecke wäre aber zu lang.

Man könnte auch scharf rechts den Berg rauf Richtung des Römerlagers. Dort war ich letzte Woche unterwegs und fluchte über ausgeschilderte Wege, die irgendwo im Nirgendwo endeten.

Oder man geht rechts und gleich wieder rechts unterhalb des Waldes in Richtung des zweiten Bruchteichs, das sollte heute meine Strecke sein.

Am Parkplatz sah ich eine Gruppe Nordic Walkerinnen – die männliche Form kann ich mir sparen, da es sich wirklich nur um Frauen in den Endfünfzigern oder Sechzigern handelte. Ich sollte die Damen noch öfter sehen.

Der Weg am Wald hat den Vorteil, dass er etwas abgelegen und ruhiger ist, man etwas oberhalb der Felder war und so etwas Überblick hatte. Und da es auch abseits des Radweges war, klingelte es nun nicht mehr alle paar Sekunden hinter einem.

Scheinbar hatte nicht nur ich, die Idee. Meine Uhr behauptete, dass ich im aeroben Bereich unterwegs wäre, also ging ich doch recht flott. Und lief auf zwei junge Mädels auf.

Ich sage mal so, ob die offenen Flaschen mit den alleholischen Getränke, dem Alter entsprachen, weiß ich nicht. Das Ziel konnte ich mir aber denken, denn einige Kilometer fast geradeaus lag die Skateboardbahn von Bad Sooden und damit auch sicherlich einige Jungs.

Vermutlich war man im Hellen unterwegs, damit man nicht die Handylampe beim rumknutschen brauchte. Sicher bleibt so das Gelästere, dann bei den eigenen Kindern erspart, wie Papa und Mama sich kennengelernt haben.

Gelästere, da war was. Genau das bekam ich jetzt ab. Wie konnte ein so korpulenter Mann, wie ich einfach an den beiden vorbeiwalzen?

Man kann Lästern, aber nicht alles sollte gesagt werden, zumindest nicht, wenn es der andere hören kann. Ob man nun immer so ist, oder ob es der Alkohol war, keine Ahnung. Aber das Gefasel war schon recht nervig.

Der Trupp Nordic Walkerinnen bog vor uns ab, wir passierten eine Kuhweide, wo eine Kuh sich mit einem kräftigen Platsch erleichterte. Jetzt wusste ich wieder, wie man die Sprachform der jungen Damen hinter mir nannte: Sprachdurchfall. Hätte es sich um Jungs gehandelt, hätte nur noch “Digga” gefehlt.

Ich wollte eigentlich etwas Distanz zwischen mir und den Mädels bringen, aber man hatte wohl Spaß daran kurz hinter mir zu sein.

Warum hatte ich nur zwei Handys in der Hand, rätselte man. Ich hätte jetzt erklären können, damit ich mich selbst anrufen kann, um zumindest einmal mit jemand Vernünftigen zu telefonieren. Das Schlimme war, dass ich den Verdacht hatte, dass man dies vielleicht sogar geglaubt hätte.

Vor einigen Jahren hatte ich vertretungsweise mal eine Laufgruppe für einige Wochen betreut. Meine Aussage damals war: Es ist mir egal, was für Klamotten jemand beim Laufen anhat. Jeans, Joggingtights, Nachthemd, solang man es bequem findet und gut drin laufen kann und es nicht wegen Freizügigkeit zu einer Anzeige führt, ist es OK. Aber die Schuhe müssen passen.

Ich hatte eine Jogginghose, ein T-Shirt, eine Schlabberjacke an, die Schuhe waren aber wie meist Laufschuhe. Und ganz ehrlich, das Gelästere von hinten nervte.

Vorübergehend positionierte ich die Handys in den Taschen, zog den Reißverschluss zu und merkte, dass zwischen Kauf der Jacke und dem heutigen Tragen etwa 20 Kilo lagen, entsprechend schlabberte die Jacke am Körper. Ich nahm die Handys wieder in die Hände, warf einen Blick auf meine Smartwatch, einen Blick über die Schulter nach hinten, zuckte nochmal mit selbigen und fiel sodann im Trab.

Gut, ich muss ehrlich sein, ich bin nicht schnell, und normalerweise sollten mich die beiden Mädchen locker einholen können. Aber mit zwei Glasflaschen in den Händen läuft es sich nicht schnell, insbesondere nicht, wenn diese offen sind und man den Inhalt eigentlich trinken will. Genau das war meine Berechnung und diese ging voll auf.

Ich hörte nur von hinten ein erstauntes “Der Fettsack kann laufen?”… Tja, Hummeln können auch fliegen. Auch wenn die Berechnung, dass sie es nicht können, auf der Fehlannahme beruht, dass Hummel starre Flügel haben. Als der Berechnende den Fehler erkannte, hatte sich das geflügelte Wort über, die Hummel, die eigentlich nicht fliegen können, dürfte, dies aber nicht weiß und es darum trotzdem macht, sich so weit verbreitet, dass die Berichtigung nicht mehr viel brachte.

Der Weg wäre nun irgendwann rechts den Wald hoch als Querweg zum Weg zu den Römerlagern gegangen. Oder man überquert einen Feldsaum, biegt auf einen Parallelweg zum Rundweg um die Teiche und läuft so auf dem hinteren Rundweg am zweiten Bruchteich wieder auf.

Genau das machte ich und kam hier genau wenige Meter vor der Walkerinnen-Gruppe wieder auf dem Weg. “Wo kommt der schon wieder her?” Ja, das frage ich mich manchmal auch. Aber genau das ist halt mein Laufrevier, wo ich mindestens genauso dick, mir vor 11 Jahren Kilo um Kilo abtrainierte.

Nun, dass ich einfach so in den Trab wechselte, nahm der Puls nicht so einfach hin. Meine Uhr vibrierte fröhlich vor sich hin. Warnung… ich war jetzt laut der Uhr im anaeroben Bereich. Meinte zumindest die Uhr. Ich fühlte mich aber recht gut. Der Ohrhörer spielte “Oh, the rhythm of my heart is beatin’ like a drum…” und ich war mir sicher, Rod Stewart sang nicht von der Liebe zu einer anderen Person, sondern von der Liebe zum Laufen. Ich pflege beim Laufen nur einen Ohrhörer aufzuhaben. Das spart Akku und vor allem man hört was von seiner Umwelt.

Vor der Querung am großen Teich, sah ich die Walkerinnen schon wieder, und nachdem ich noch außenrum die Wassertretanlage passiert hatte, kamen trotz kürzerem Weg, die Damen kurz nach mir am Parkplatz wieder an.

Ich grinste in mich rein, dass ich – der vermutlich langsamste Läufer an der Werra – noch vor den Damen wieder am Auto war. Am Ende des Tages sagte meine Smartuhr zur Trainingsauswertung etwas von einer Strecke von 7,98 Kilometer, von denen ich etwa die Hälfte der Strecke nun doch gelaufen war, ohne eigentlich laufen zu wollen.

Ob die Mädels zum Knutschen an ihrem Ziel angekommen sind? Keine Ahnung und nach der Leistung interessierte es mich eigentlich auch nicht mehr die Bohne.

Ich spielte lieber mit einem Eichhörnchen, das am Parkplatz fleißig Nüsse sammelte. Eigentlich wollte ich ja das putzige Tier überzeugen, mir eine Nuss aus der Hand zu nehmen. Tatsächlich wusste das Tier, wie es an die Nuss kam, ohne mir zu nah zu kommen.

Zwischenzeitlich waren die Walkerinnen auch wieder am Parkplatz und ich verstand, ich habe was falsch gemacht.

Früher habe ich über Noric Walker gelästert. Diese haben sich immer fleißig über Torten, Braten und allerlei Essen unterhalten und sich bemüht abzunehmen, was angesichts der kalorienreichen Themen zum Scheitern verurteilt sein musste.

Jetzt standen die Damen da und köpften eine Flasche Sekt. Mein Auto bot mir nur Mineralwasser mit wenig Blubber. Trotzdem war ich vermutlich der zufriedenste Mensch im weiten Umfeld. Vor über einem Jahr, war es kaum denkbar, dass ich einfach mal so loslaufe. Probleme habe ich immer noch genug, aber wenn es passt, passt es eben. Manchmal können auch so einfache Dinge einem glücklich machen.

Spaß haben ist manchmal so wichtig.

Foto: Norbert Beck / Beitragsbild-Layout: canva PRO und Norbert Beck

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