2024 – Ein benutztes!

2024 – gerade mal nicht ganz eine Woche alt, und schon erinnert man sich an die Szene, in der Jake Blues im Film “Blues Brothers” aus dem Knast entlassen wird. Der Wärter gibt ihm persönliche Gegenstände zurück, nimmt eine Pinzette, zieht ein Kondom aus der Kiste und sagt: “Ein Benutztes.” So fühlt sich also 2024 an, und das schon nach 5 Tagen. Erst 5 Tage jung, aber irgendwie schon gebraucht.

Sowas passiert, wenn Probleme aus dem Vorjahr mit ins neue Jahr genommen werden.

Eine Kleingewerkschaft nimmt die Bahn aufs Korn. Bis Montag hält die selbstauferlegte Friedenspflicht und dann? Dann kann ein Gewerkschafterfürst das Land mal wieder ins Chaos schubsen. Die Gewerkschaft sagt, die Bahn sei die Böse. Die Bahn sagt: “Wir bieten, was wir können.” Kennen wir schon, ist immer so. Die Leidtragenden sind am Ende die, die die Bahn brauchen. Die Pendler, die Geschäftsreisenden, aber auch die Gütertransporteure. War man früher gerne auf der Seite der Gewerkschaften, wird es mittlerweile schon schwierig, das Ganze noch zu verstehen. Die Bahn bietet schon einen dicken Schluck aus der Geldflasche, und das soll dann immer noch nicht reichen? Für die, die schlechtere Gehaltsabschlüsse im Kauf nehmen mussten, ein schlechter Witz.

Dann schwebt da noch herum, dass es eigentlich nur darum geht, dass es Weselskys letzter Kampf ist, da dieser aufgrund seines Alters bald vom Vorstand der Gewerkschaft zurücktreten wird.

Was wirklich nervt, ist, dass gefühlt bei der Bahn alle paar Wochen oder Monate etwas ist. Zwei Gewerkschaften machen hier einen auf dicke Hose, und ist mit der einen alles ausgehandelt, macht paar Wochen oder Monate die nächste Gewerkschaft ihr Fass auf. Und der Bahnkunde? Der rätselt, wie er an sein Ziel kommen soll.

Ich möchte nun keiner der Gewerkschaft ihre Existenz absprechen. Aber könnte man die Gesetzgebung nicht anpassen, dass, wenn bei einem Betrieb mehrere Gewerkschaften am Werkeln sind, Tarifrunden nur mit allen Beteiligten laufen dürfen? Bahn, EVG, GdL – alle an einen Tisch, bis alles ausgehandelt ist, und dann ist über die Tariflaufzeit Ruhe. Die Bahnkunden würden es danken.

Zeitgleich wollen die Bauern die Straße blockieren. Erst sollten sie wieder KfZ-Steuer für ihre Nutzfahrzeuge zahlen, dann sollte die Subventionierung des Diesels fallen. Nun ist die Regierung teils zurückgerudert und erlässt weiter die KfZ-Steuer und will die Subventionierung des Diesels statt komplett stufenweise auslaufen lassen. Dennoch wollen die Bauern weiter auf die Pauke hauen.

Teilweise kann man es verstehen. Niemand will sich das, was ihm gehört, madig machen lassen. Nur aber mal ganz ehrlich: Was haben die Subventionierungen denn bewirkt? Aus meiner Sicht sind und waren die Subventionen eine Beihilfe zum “Weiter so”. Nichts ändern wollen, weiter wursteln wie bisher. Und dank lautstarker Lobbyvertretungen hat sich da bisher niemand wirklich daran gemacht. Es ist auch klar: Wenn Subventionen den Erhalt sichern, hat man ja auch keine Notwendigkeit nach neuen Ideen, nach neuen Plänen zu suchen.

Ich wäre nicht unglücklich, wenn man an viel mehr Stellen ran gehen würde und die Subventionen infrage stellen würde. Schließlich bezahlen wir diese alle mit unserem Steuergeld. Und wenn das eigene Geld zum Durchkommen immer knapper wird, fragt man sich schon: “Wo geht das alles hin?”

Natürlich könnte ich einen Aufschrei verstehen, wenn die Bauern gegen den ganzen Papierwahn von EU, Bund und Land protestieren würden. Mancher Bauer sitzt mehr am Schreibtisch in Erfüllung der Formulare, die er an zu viele Stellen abgeben hat, als dass er das macht, was ihn eigentlich glücklich machen würde. Und da wären die Bauern auch nicht allein: Fragt mal die Ärzte, fragt mal die Pflegedienstleister oder auch nur pflegende Angehörige.

Protest ist generell in Ordnung. Aber es gibt Grenzen. Sobald Gewalt ins Spiel kommt.

Ein Fan von Herrn Habeck werde ich wohl in diesem Leben nicht mehr, dazu hat er schon zu viel gesagt und gemacht, was ihn für seinen Posten diskreditiert hat. Was aber nicht geht, ist, dass ein gewaltbereiter Mob an Land wartet, wenn jemand aus seinem Urlaub zurückkehrt, um sich diesen vorzunehmen. Ob es jetzt wirklich Landwirte waren oder irgendwelche Wutbürger, egal ob vom rechten, linken oder unterirdischen Spektrum, ist mir dabei egal. Bei Klimaklebern ist man da ja auch mittlerweile sehr kurz angebunden und nimmt sich diese vor Gericht zur Brust. Warum nicht auch hier? Man kann hier nur von Glück sprechen, dass nichts passiert ist.

Und hier fangen auch die Probleme an. Natürlich erkennen braune Elemente, dass jeder Punkt, an dem Unzufriedenheit besteht, eine Chance ist, sich anzuhängen, sich selbst hoffähig zu machen. Was mir hier eindeutig fehlt, ist die Abgrenzung der Protestierenden. Zu zaghaft, zu leise. Hier müsste viel deutlicher ein “Wir stehen zu unseren Protesten, aber euch wollen wir nicht dabei haben.” kommen.

Aber irgendwie passt das zum derzeitigen Bild des Staates, der sich leider zu oft auf der Nase herumtanzen lässt. Man braucht nur auf die Gewalt gegen Polizei, Feuerwehr oder Nothelfer zu sehen.

Klar, die Politik rühmt sich auch nicht gerade mit Lorbeeren. Wenn ich Herrn Lauterbachs Worte gegen den Protest von Apotheken oder wie jetzt zwischen den Jahren betreffend der Hausärzte nehme, muss ich mehr und mehr denen recht geben, dass Wissen in der Sache nicht davor schützt, dass man doch eine Fehlbesetzung für einen Posten ist. Die Arztpraxen gehen in Regularien und Papier- und Dokumentationspflichten unter. Es geht hier nicht allein ums Geld, sondern vielmehr darum, dass die Leute Sorge haben, dass sie nicht mehr ihren Job machen können, weil sie alles machen, außer die Patienten gesund.

Alles Probleme aus 2023, aus 2022 und vielen Jahren davor. Eigentlich müsste der Wärter schon ein 10er-Pack benutzter Kondome aus der Kiste ziehen. Denn neu sind die Probleme nicht. Neu sind nur der Hass und die Gewalt, mit der mancher glaubt, die Probleme lösen zu können, obwohl er alle paar Jahre immer die Chance hätte, selbst mit einem Kreuz für eine andere Richtung zu sorgen oder, wenn er oder sie es glaubt, es besser zu können, sich selbst aufstellen zu lassen.

Ich brauche glaube keine Reise nach Delphi, um orakeln zu können, dass sicher auch 2025 sich nach wenigen Tagen wieder mal wie “ein Benutztes” anfühlt.

Foto: mit Unterstützung von Bing AI / Beitragsbild-Layout: Norbert Beck

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