Pokemon Go – Festival um den Bart des Kaisers

Im Juli 2016 brachte Niantic mit Pokemon Go das erste virtuelle Realtitätsspiel für Handys auf dem Markt. Wobei halt nein, das zweite Ingress vom selben Hersteller war schon einige Jahre vorher im Umlauf. Fange Pokemon – wir kennen das von der Serie „catch them all“, kämpfe in Arenen. Ein etwas anderes Spiel. Der Funktionsumfang war überschaubar. Später kamen Raids dazu, wo man besondere Pokemon fangen konnte, dann ein Freundschaftssystem für Mitspieler, ein Buddy-System für Pokemon, man kann Eier brüten, gegen Rockets und/oder andere Spieler kämpfen. Der Funktionsumfang des Spiels ist deutlich gewachsen.

Leider ist noch etwas Gewachsen: Die Liste der Bugs.

Ich gehöre zu den Spielern der ersten Stunde. Früher vielleicht auch mal Power-Spielern. Oft genug bin ich seinerzeit in den Abend gefahren und am nächsten Tag war eine Großstadt grau. Wer 50 Kilometer nach Norden – Süden – Westen oder Osten gefahren ist, der hat meinen Account in der Arena sitzen sehen. Meist zusammen, mit einigen damaliger Kumpels.

Niantic möchte sich das Spiel ja schön reden, von wegen sozialer Interaktion und Anregung zur Bewegung.

Aber ich sehe das Spiel mittlerweile extrem anders.

In den mittlerweile sechs Jahren habe ich so einiges gesehen. Familiendrama um das Spiel mit Streit zwischen Vater und Sohn, später beider gegen eine ganze Community, das eine Frau ihren Mann drohte zu verlassen, weil dessen leben nur noch aus dem Spiel bestand. Das Leute behaupteten nicht mehr zu spielen, aber bei jedem Event seltsamerweise unterwegs waren. Das man meinte „verfolgt“ zu werden, selbst aber der Verursacher oder Verfolger war, das man hoffte das Freundschaften entstehen, am Ende.

Was auffällig war, gerade die die am meisten über andere lästerten, dann die gewesen sind, die sich später außerhalb der lokalen Community stellten. Da wurde dann rumgelogen: „Ich war nicht da…“, obwohl man die Leute gerade von den Arenen weggehen sehen hat. Da wurden Verabredungen so gelegt, das einzelne nicht mitspielen konnten. Es wurde auch „Blinde Kuh“ gespielt in der Form: Man holt sich den Raid, stellt sich in eine Einfahrt und hofft andere bekommen dies nicht mit. Klar Menschen sind blind.

Dann haste noch die Blödspieler. Hauen mal eben ganze Viertel um und wundern sich, wenn sie das regelmäßig machen, das andere Spieler ihnen hinterhergehen.

Was aber auffällig ist: Immer sind irgendwo ein zwei Spieler die glauben: Sie sind es. Und dabei ein fast schon krankhaftes Verhalten beim Spielen an den Tag legen.

Ich habe öfter schon länger Pause gemacht. Das Spiel ist mir einfach in vielen Teilen zu blöd geworden. Der ein oder andere würde sagen: Kann doch gar nicht sein. Doch, tut es. Mit jeder Funktion sind neue Bugs ins Spiel gekommen. Selbst das Kampfsystem ist so buggy, das es ab einem gewissen Grad nur Zufall ist ob Spieler A oder Spieler B gewinnt. Mit Stärke oder Können hat das nicht viel zu tun. Darum lehne ich dieses Kampfsystem ab.

Ähnlich ist es mit den Rocket-Kämpfen die auf mich mehr nervig, als anziehend wirken. Ich habe schon Kämpfe gegen Giovanni gehabt, wo ich trotz optimalen Kampfsets am ersten Vieh kaum vorbeigekommen bin, während ich dann wenig später Giovanni mit genau denselben Viechern und Attacken wiedertraf und ich mit einem Vieh sein komplettes Team abgezogen habe. Normal? Für Niantic vielleicht ja.

Aber für Niantic ist es ja auch normal bei Events ständig zu versagen. Das vieles gar nicht funktioniert. Oder man mit neuem vieles kaputt macht. Dies hat man zuletzt ja bei Zoura gesehen.

Zoura ist ein Pokémon ähnlich wie Ditto. Es kann sich hinter dem Aussehen anderer Pokémon verstecken. Wobei Zoura statt dem Aussehen wilder Pokemon, das Aussehen des Buddy-Pokémons annimmt. Der erste Bug war: das Zoura aus der Kumpel auftauchte und nur als dieser fangbar war. Ergebnis: Viele die legendäre oder mystische Buddys haben, konnten plötzlich diese seltenen Pokémon frei fangen. Am Ende korrigierte man dies und stellte auch das Pokémon Go+ ab. Die Drücker hatte man teuer verkauft um das Spiel zu erleichtern und um spielen zu können ohne ewig das Handy in der Hand haben zu müssen. Punktlich vor dem Classic C-Day funktionierte PoGoPlus wieder.

In der Reparatur versteckt sich wiederum ein Bug. Nun kann man mit PogoPlus alles fangen, außer Pokemon vom Typ seines Buddys um den Zoura-Bug zu vermeiden. Lustig, wer etwa mit einem Dratini an einem Dratini-Cday als Buddy rumläuft. Dieser würde alles Fangen, außer Dratini.

Die Geschichte mit den Bugs zieht sich quer durchs Spiel, wobei Bugs, die eigentlich gefixt waren plötzlich wieder auftauchen können.

Niantic will mit dem Spiel Geld verdienen. OK, Niantic ist kein Wohlfahrtsunternehmen, da ist es natürlich das man auf Umsätze setzt. Umsätze macht man mit Events. Diese werden mittlerweile in einer solchen Dichte gefahren, das man glauben muss, Niantic glaub, das Pokémon Go das einzige im Leben der Menschen sei. Bei einigen Menschen ist es sicherlich so, die sind aber krank. Sorry, wenn ich das mittlerweile so hart sagen muss.

Das andere ist, die Abzock-Masche. Jedes große Pokemon taucht mindestens vier, fünfmal in verschiedenen Variationen auf. Erst mit schlechten Kampfset, dann mit besseren, dann als Shiny, dann als Shiny mit verbesserten Kampfset und wenn Du Pech hast und es bis dahin noch nicht da war, als optimierte Version mit den Trademark-Attacken des Viehs, wie man diese aus anderen Spielen oder den Anime-Serien kennt. Ein Kampfpass am Tag ist frei, alle anderen kosten Geld. Und es gibt genug Fanboys, die auf diese verschiedenen Versionen der Viecher immer wieder und wieder anspringen und so Niantic reichlich Geld bringen.

Mich turnen mittlerweile zu viele Punkte an dem Spiel ab.

Mit jedem Jahr wurde mehr gemacht um das Spiel Mainstream zu machen. Allerdings die Spieler der ersten Stunde, die teilweise hunderte Euro in das Spiel gesteckt haben verprellt man immer mehr. Leider geht dies mit der Tatsache einher, das immer mehr Leute das Spiel spielen, ohne überhaupt wissen was sie da tun. Dies ist aber auch ein Problem von Niantic. Ich würde hier mehr in Tutorial-Spielrunden verpacken, aber die Reise, die die Figuren in der Serie antreten gibt es im Spiel ja so nicht mehr wirklich.

Das Gelabere was um das Spiel entsteht. Communitys entstehen, gehen, einige Spieler spielen zusammen oder eben auch nicht. Aber irgendwie endete das Spiel immer mehr in Labereien ohne Sinn. „Warum hast Du nicht den gleich wieder rausgeworfen?“, „Warum… Warum warum?“ Die Antworten wären so einfach gewesen: „Weil ich im Leben noch anders zu tun habe als 24/7 zu spielen?“ oder in anderen Fällen wäre es ein „Warum ich? Wenn Du doch 24 Stunden am Tag Zeit hast?“ gewesen. Ich bin dies einfach leid.

Dann hatte vor zwei drei Jahren ein Niantic-Boss mal gesagt: „Jeder würde das Spiel so Spielen können, wie er wolle. Wer kämpfen will, macht eben Kämpfe, wer Raiden will raidet, wer Pokémon fangen und brüten will tut eben das.“ Die Realität ist: Nicht nur für bestimmte Quests muss man Dinge tun, auf die man eigentlich kein Bock hat, selbst beim Level Up, wird man dazu gezwungen. Mach XY Ligakämpf, kämpfe zwöflunddrölfzig mal gegen Team Rocket. Ein Grund warum es unwahrscheinlich ist, das meine Accounts so schnell jenseits der Level 43 zu finden sein werden.

Dahinter steht auch noch die Erkenntnis, dass es sich nur um ein dummes kleines Spiel handelt. Es gibt aber drumherum so viel zu Leben. Wie sagte es die fiktive Figur James Donovan Halliday aus „Ready Player One“? „Die Realität ist Real“. Warum sollte ich mich also von so einem kleinen Spiel noch nerven lassen?

Bei einem Spiel wo die Events so auswechselbar sind, wie die Bärte der Könige in Hollywood-Filmen und diese sich zudem so wiederholen, wie gewisse Sitcoms auf PRO7, ist es nicht wichtig ob und das man alle Events spielt. Für meinen Teil ist es so: Ich spiele nur noch für mich. Wenn ich spiel, dann spiele ich. Wenn eben nicht, dann spiel ich nicht…

Foto: canva PRO / Beitragsbild-Layout: canva PRO und Norbert Beck

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Norbert Beck
Einst wollte er nur laufen. Dann kamen gesundheitliche Rückschläge und die Pflege eines Angehörigen, was zu einem jahrelangen Leben am gesundheitlichen Limit führte. Nun ist er wieder auf dem Weg zurück und sagt immer noch: „Ich bin schlank, man sieht doch nichts!“ Seine Ziele: gesünder leben, Kilos verlieren, Spaß haben und irgendwann wieder laufen.